Erlebnisse im Faltboot seit 2007

Faltboot-Aktivitäten

»Zamperl« Klepper T6/48

mit Original-Haut: 175 km

»LaPaloma« Klepper Blauwal4

mit Original-Haut: 526 km

»LaPaloma« Klepper Blauwal4

mit neuer Haut: 5.106 km

Leihboot Pouch KS 75

50 km

Summe Faltboot

5.857 km


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Opencaching.de-Statistik von Der olle Hansen

 

Erlebnisse ohne Faltboot seit 1979

Wanderungen seit 2020 _____ km

 

Korso mit traditionellen und historischen Faltbooten durch die Traveniederungen

Eine Fahrt im Gedenken an Adolf Anderle.

 

Daher unbedingt vorher lesen:

 

Die Erstbefahrung der Salzachöfen

Noch einmal durch die Salzachöfen

 

~~~

 

Jetzt noch etwas heldenhafte Hintergrundmusik ...

und dann geht's los:

 

 

Jahrhunderhochwasser!
Der Pegel versinkt

Bei traumhaften Vorfrühlingswetter trafen sich drei wagemutige Faltbootfahrer des Nordischen FaltBoot Syndikats an der Einstiegsstelle in die Traveschlucht:

Schweigend und mit Entsetzen in den Augen erblickten wir den Pegel:


Jahrhunderthochwasser!

kräftezehrendes Manöver
Abseilen der Boote am schlammigen Ufer

Nachdem wir diesen Schock verarbeitet hatten, sahen wir uns mit festem Blick in die Augen:

Das wird uns nicht abschrecken!

 

Da sich nur drei unerschrockene Paddler für dieses Abenteuer zusammengefunden hatten, wurde das Einbooten zu einem Kräfte zehrenden Manöver; galt es doch, die Boote in die Traveschlucht abzuseilen.

Jetzt nur keinen falschen Schritt!
Ein T6 taucht tief in die eisigen Fluten

Der Steg war unter vom meterhohen Hochwasser überspült, sodass wir am schlammigen, rutschigen Ufer einsteigen mussten. Ein falscher Tritt und wir wären von den eisigen Fluten fortgespült worden ...
Aber es gelang ohne Schaden.

Der stolze Korso mit historischen Booten setzt sich in Bewegung:

  • Klepper T6 mit Annelie,
  • Klepper T6 "Kap Hoorn" mit Alex und
  • Klepper Blauwal4 "LaPaloma" mit dem Ollen Hansen und Bootshund.

Durch die Verzögerungen des mühsamen Starts werden wir die gefährlichen Passagen erst am Sonntag erreichen. Es wäre zu leichtsinnig, heute noch - dann erschöpft von der langen Flusswanderung - die wildesten Schluchten der norddeutschen Tiefebene bezwingen zu wollen.

So errichten wir unser Lager am Waldsaum und schöpfen Kraft aus einer deftigen Mahlzeit mit einer Erbsensuppe mit gehaltvoller Wursteinlage und Holzfällersteak mit einer mediterranen Kartoffelratatouille.

Die hereinbrechende Kälte der Nacht vertreiben wir mit Glühwein und Goldi. Nur solcher Art betäubt ist überhaupt an Nachtruhe zu denken, denn sonst würden in unseren Gedanken nur unentwegt die schlimmsten Befürchtungen für den morgigen Tag kreisen ...

 Nach einem kräftigen Frühstück in der heißen Februarsonne bauen wir das Lager ab, verstauen alles kentersicher in Vor- und Achterschiff und schieben die "Waldboote" in die wartenden Fluten.

erste Stromschnellen
erste Stromschnellen

Noch ist Zeit für ein stärkendes Bordbier ...

 


... aber schon hören wir ein gewaltiges Rauschen und die donnernden Fluten bahnen sich den Weg durch die ersten Stromschnellen. Das Gegenlicht erschwert das Erkennen der Durchfahrt.

schwierige Brückendurchfahrt in Högersdorf
schwierige Brückendurchfahrt in Högersdorf

Kaum haben wir uns durch diese wilden Strudel gekämpft, geht es weiter mit einer überaus schwierigen Brückendurchfahrt in Högersdorf.

Wie kann die Durchfahrt gelingen?
reißende Brecher drücken an die Brückenwand

Nach eingehender Besichtigung steht fest:

 

An eine Passage am rechten Ufer ist nicht zu denken, der Gefahr des Querschlagens in den meterhohen Brechern wollen wir uns nicht aussetzen.

auf Ideallinie!
Souverän an den Strudeln vorbei!

Annelie wagt sich als erstes ins Boot und meistert diesen Abschnitt souverän.

Das war knapp!
... noch mal gut gegangen!

Alex trifft nicht die Ideallinie und hat mit den Brechern zu kämpfen, die über seinem Vorschiff zusammenschlagen.

So sehen Sieger aus!
So sehen Sieger aus!

Deutlich ist die Erleichterung in seinem Gesicht zu sehen, nachdem auch er heil unten angekommen ist.

In stillem Gedenken ...
Bootsreste im Baum

Hinter der nächsten Flussbiegung entdecken wir die traurigen Reste eines einst stolzen Faltbootes hoch in den Baumwipfeln.

Dass die Schneeschmelze auf der Trave eine Flutwelle dieser Höhe auslösen könnte, hätten wir nie gedacht.


Schweigend passieren wir die Stelle und gedenken der mutigen Paddler, die ihren Wagemut wohl mit dem Leben bezahlen mussten ...

Aber viel Zeit zum Nachdenken bleibt uns nicht. Schon bald erblicken wir im gleißenden Gegenlicht den Höllenschlund der Herrenmühle.

 

Uns stockt der Atem beim Anblick der tosenden Gischt.

meterhohe, schäumende Gischt
Höllenschlund im Gegenlicht
keine Chance, ans Wasser zu kommen.
Bäume am steilen Ufer

Nur schwer ist das Gelände zu erkunden. Die wenigen Einblicke in die steile Klamm sind durch Bäume verstellt.

Wer in diese Waschmaschine gerät, ist verloren ...
Wilde, schäumede Wassermassen

Als wir eine Stelle finden, die uns Einblick gewährt, stockt uns der Atem und das blanke Entsetzen steht uns im Gesicht.

 

Mit solcher Wasserwucht hatten wir nicht gerechnet.

Weisse Gischt
Weisse Gischt

Kochende, tosende Wassermassen wälzen sich durch die Klamm. Umtragen durch das unwegsame Gelände ist nicht möglich; da müssen wir durch. 

abwärts in den tosenden Tobel
abwärts in den tosenden Tobel

Mit unvorstellbarer Wucht schießt das Wasser aus dem Höllenschlund und stürzt sich durch die Klamm.

Von den Fluten verschluckt ...
Annelie und Alex im Schleudergang

In der Bildmitte kämpfen Annelie und Alex mit ihren T6 ums blanke überleben. Im schäumenden Grauen dieser Schlucht sind die Boote kaum auszumachen; nur ein Wort kann in etwa beschreiben, was dort vor sich geht:

 

Waschmaschine

 

Leichtsinn oder Heldenmut?
Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz, nun muss es zerbersten - nein es blieb ganz.

In einem tosenden Berg von Wassermassen in der Bildmitte ist Alex nur zu erahnen:

Sein Paddel ragt in die Luft und der eisige Schaum bedeckt seinen Rücken.

wuchtiges Wildwasser
wuchtiges Wildwasser

Auf den Bildern ist die schäumende Wassergewalt kaum darzustellen, aber wenn man weiß, dass der verklemmte Baum links vom haushohen Felsblock einen Durchmesser von mindestens zwei Metern hat, erhält man eine Vorstellung davon, mit welcher Macht die Trave hier über die Katarakte schießt. 

leider unfahrbahr
gewaltiger Katarakt

Nachdem wir alle vollkommen erschöpft und glücklich, dass wir die eisigen Fluten überlebt haben, aus der letzten Stufe herausgespült werden, haben wir nur wenig Zeit, uns auf einem ruhigen Flussabschnitt zu erholen; schon kündigt sich mit gewaltigem Tosen der Wasserfall von Kupfermühle an.

Der ungefähr zwölf Meter hohe Wasserfall von Kupfermühle, über den sich die Trave in ganzer Breite in die Tiefe stürzt, ist unbefahrbar wegen der starken Verblockung im Unterwasser.

Das Umtragen ist leicht und nach einem stärkendem Imbiss booten wir wieder ein.

Annelie wird als Erste ins Wasser geschoben, umfährt eine nur mäßig schwere Blockstelle und verschwindet mit lockerem Paddelschlag hinter einer Linkskurve.

Alex im "Kap Hoorn" und der Olle Hansen mit "LaPaloma" folgen ihr mit etwas Abstand.

Wenn wir nur geahnt hätten, was uns hinter dieser Linkskurve erwartet, wären wir doch vorgefahren und hätten die Strecke abgesichert. Aber nun ...

 

  • Was war mit Annelie geschehen?
  • Ist sie vom der wilden Fahrt überrascht worden?
  • Oder ist sie wohlbehalten durch die Stromschnellen gekommen?

Wir selbst waren zu überrascht, um mit Fotos zu belegen, was dann geschah:

 Steile Ufer treten plötzlich dicht an die Trave, doch nicht genug, dichter Weiden-Urwald ragt weit ins Flußbett und engt die Fluten zusätzlich ein, die jetzt mit hohen Brechern von Ufer zu Ufer pendeln.

 

Im Gegenlicht ist außer schäumender Gischt nichts auszumachen. Schnelle Reaktionen sind gefragt und beherzte Paddelschläge treiben die stolzen Faltboote durch die wuchtige Slalomstrecke. Von Annelie keine Spur ...


Da plötzlich erkennen wir mit Entsetzen einen umgestürzten Baum, der den wilden Fluss in voller Breite versperrt. Kein Kehrwasser zum Anhalten, der lange Blauwal wäre sowieso auf der engen Passage nicht zu drehen ...

 

Werden wir von der reißenden Strömung unter den Stamm gespült und finden im Astwerk einen nassen Tod? Aber bevor wir zum letzten Gebet ansetzen können, sehen wir hinter dem Baum ein Kehrwasser und dort wartet Annelie auf uns! Sie hat es geschafft, beherzt hat sie auch diese Passage bezwungen. Und nun erwartet sie uns im Kehrwasser, mehr noch, sie weist uns den einzig möglichen Weg:

 "Volle Fahrt" signalisiert sie uns und weist auf die Stelle, an der ein schmaler Wasserschwall über den Baumstamm fließt. Und so schieben sich die wackeren Boote auf den Baum, drücken ihn so weit unter die Oberfläche, dass wir mit Schwung darüber gleiten können.

Wir schwingen ins Kehrwasser ein und nach kurzer Pause haben sich Puls und Atem wieder beruhigt.


Aber kaum verklingt das Pochen des Blutes in unseren Adern, da hören wir bereits wieder ein Rauschen. Alex fährt vor und ist sofort hinter der nächsten Kurve in  den hohen Wellen  verschwunden.

Ich folge ihm im Blauwal und habe größte Schwierigkeiten, den Zweier durch die engen Kurven zu manövrieren, denn die reißende Strömung gibt das Tempo vor und jeder der hohen Brecher könnte das Boot zum Querschlagen bringen, dann wäre alles aus ...
Aber schon sehe ich Alex im Kehrwasser warten, die Trave wird breiter und ich reisse "LaPaloma" herum; der Bug schiebt sich aus der Strömung und auch ich stehe nun stromaufwärts in ruhigem Wasser. 
Was wir nun zu sehen bekommen, verschlägt uns den Atem: Annelie schießt um die vorletzte Kurve, ihr T6 springt von Welle zu Welle und dann ist es passiert: Ein falscher Schlag und das Boot schlägt quer, verhakt sich kurz im Ufergeäst, kommt frei, dreht weiter und ...

Annelie fährt rückwärts durch die Brecher der letzten Kurve ...
Kreidebleich, aber unversehrt treibt Annelie rückwärts an uns vorbei. Schon schießen wir aus dem Kehrwasser in die schwächer werdende Strömung und helfen Annelie, das Boot in Fahrtrichtung zu drehen.

 

Gemeinsam fahren wir weiter; der nächste Abschnitt der Trave ist gut einzusehen,

keine Überraschungen, entspannt können wir auf den nächsten Kilometern unsere Kräfte sammeln.

 

~~~

 

Mehrere Warnschilder "Lebensgefahr" kündigen eine Sohlschwelle an, die uns bei diesem Hochwasser mit enormen Widerwellen erwartet.

Im Sog der reissenden Strömung
Im Sog der reissenden Strömung

Alex sammelt seine letzten Kraftreserven und fährt als erster, stürzt sich über die Schwelle und peitscht seinen T6 mit entschlossenen Paddelschlägen durch die Widerwellen, die über seinem Boot zusammenbrechen.

 

Als nächste kommt Annelie. Mutig fährt sie auf den tosenden Abgrund zu. 

Geschickt fährt sie neben der Hauptströmung und vermeidet den wilden Tanz von Wellenkamm zu Wellenkamm.  

 

 

Geschafft!

 

Die letzte Herausforderung auf dieser Fahrt ist gemeistert!  

Als letzter fährt der Olle Hansen mit der "LaPaloma" in den tosenden Tobel. Mit enormer Wucht sticht das gesamte Vorschiff bis zum Süllrand in die erste Widerwelle; das Boot steht!

Jetzt helfen nur noch kraftvolle Paddelschläge: rechts, links, rechts, links und der Klepper setzt seine wilde Fahrt fort. Steil ragt der Bug gen Himmel, von der nächsten Welle angehoben, um sogleich wieder in die Tiefe zu klatschen.

Aber nach kurzem, wilden Ritt ist auch der Zweier wieder auf glattem Wasser.

Der Bootshund hat die letzten Wassertropfen abgeschüttelt und trocknet sein Fell in den milden Strahlen der Abendsonne.

Abendstille nach wildem Wellenritt
Abendstille nach wildem Wellenritt
Abendfrieden
Abendfrieden

Von den unsäglichen Strapazen dieser unvergesslichen Fahrt sind wir zu geschwächt, um zum Endspurt durchzustarten.

 

So paddeln wir gemächlich durch die Dämmerung, majestätisch schneiden sich die Boote durch die spiegelglatte Oberfläche der Trave.  

So friedlich,

wie die Trave hier im nächtlichen Glanz des inzwischen aufgegangenen Mondes schimmert,

würde man niemald vermuten, welche Abenteuer sie im Oberlauf für die heldenhaften Paddler des Nordischen FaltBoot Syndikats bereit hielt.


Tiefe Nacht ist es geworden, als wir mit letzter Kraft Bad Oldesloe erreichen.

Alex muss Annelie aus dem Boot helfen, der ersten Frau, die die wilden Wasser der Kupfermühle rückwärts im Faltboot bezwungen hat; Respekt!

Und wacker hat sie sich geschlagen in den tückischen Stromschnellen und Katarakten. Wären wir lebendig aus dem Inferno gekommen, hätte sie uns nicht in letzter Sekunde den Weg gewiesen? 

 

 

Alex räumt die enormen Gepäckberge aus den Booten, die bei einer solchen Expedition notwendig sind, um das Überleben zu sichern, während Annelie und der olle Hansen das zweite Auto holen.  

 

 

Schnell und routiniert ist alles verstaut und die Autos sind abfahrbereit. 

Zuhause erwartet uns ein warmes Bad und das wohlverdiente Bett, in das wir erschöpft fallen werden.

 

Was für eine Fahrt!

 

Davon wird man an den Lagerfeuern noch lange berichten, sehnsüchtig werden die Paddler in die Flammen raunen:

"Ach, wären wir doch dabei gewesen ..."

Aber solche waghalsigen Abenteuer sind kein Spaß für Jedermann. Nur die wackeren Helden des Nordischen FaltBoot Syndikat sind zu solchen Taten historischen Ausmaßes in der Lage!


Und bereits im ersten Schlaf der Erschöpfung nach dieser Fahrt träumen wir schon wieder von fernen Gestaden, von wilden Schluchten und weiteren Abenteuern.


Wir werden auch davon berichten ...

~~~

 

Bilder auch von Alex